brunch

You can make anything
by writing

C.S.Lewis

by Jina Nov 07. 2019

Rose, Schnee und Liebe

Theater Bonn, "Der Rosenkavalier"

Die erste Premiere im Theater Bonn für die Spielzeit 2019/20 war „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Diese Oper könnte sowohl für das Orchester als auch für die Sänger eine besondere Herausforderung darstellen. Trotz vorhandener Untertitel wird das vollständige Verständnis der Oper dadurch erschwert, dass das umfangreiche Libretto reich an altertümlichen und französischen Wörtern ist. Wir können dieses Meisterwerk nur genießen, wenn ein erfahrener Regisseur und Kompetente Musiker an dem Projekt beteiligt sind. Wenn wir also ein Theater finden, das sich an diese anspruchsvolle Oper wagt, können wir das als Zeichen seiner großen Selbstsicherheit hinsichtlich seiner Kapazitäten und musikalischen Möglichkeiten ansehen.


Bonn, Hauptstadt der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland und renommierte Universitätsstadt, hat eine offene und entspannte Atmosphäre, wie sie für andere Städte typisch sind, die Karneval genießen und am Rhein liegen. Was ich beim Betrachten einiger Opern-und-Musical Vorstellungen in diesem Theater bemerkt habe, ist, dass das Publikum sehr bund und seine Reaktion enthusiastisch ist. Jedes Mal war ich beeindruckt von der engen Verbindung zwischen Theater und Publikum, und auch dies Mal nahm das Publikum die Aufführung „Der Rosenkavalier“ mit großem Applaus und Jubel auf.


Der Regisseur Joseph Ernst Köpplinger feierte mit seiner Inszenierung einen großen Erfolg. Der aus Österreich stammende Regisseur, der auch Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München ist, führte die Geschichte mit Feingefühl und Witz, welche auch leicht zum Volkstümlichen oder Konventionellen hätte gleiten könnte. Insbesondere diese Oper hat viele verschiedene Rollen, die jede für sich ihren eigenen Charakter hat und ihre eigene Geschichte erzählt. Dies hat der Oper eine Vielzahl von Farben gegeben. Das harmonische Zusammenspiel der verschiedenen Figuren wurde darauf zurückgeführt, dass der Regisseur über ein gutes Gespür für die Kontrolle der Szenendynamik verfügt. So wie für Hugo von Hofmannstahl, der das Libretto ursprünglich für diese Oper in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Richard Strauss schrieb, die Musik "Prima la musica (zuerst die Musik)" an erster Stelle stand, zeigte diese Produktion das Bestreben des Regisseurs, die Musik und die Szenerie in einen harmonischen Einklang zu bringen. Ich konnte mir diese Oper vier Stunden lang ansehen, ohne mir des Zeitablaufs bewusst zu sein.

"Der Rosenkavalier" ⓒThilo Beu - Theater Bonn 2019

Das Orchester unter der Leitung von Dirk Kaftan spielte reibungslos mit der delikaten Musik von Strauss und floss in Harmonie mit den Sängern und Sängerinnen. Und die passende Besetzung  des Ensembles spielte die Schlüsselrolle zum Erfolg der Aufführung. Die Sopranistin Martina Welschenbach, eine Spezialistin für deutsches Repertoire, darunter Wagner, zeigte eine schöne und anmutige Marschallin, während der Bass Franz Hawlata, der bereits Baron Oaks auf der Bühne mehrerer Weltklasse-Opernhäuser gesungen hatte, wunderbar den dreisten Macho spielte, den man aber nie wirklich böse sein konnte. Die Auftritte der jungen Sängerinnen waren unter den Erfahrenen bemerkenswert: Louise Keménny in der Rolle der Sophie brachte die Jugend und das Herzklopfen eines 17-jährigen Mädchens zum Ausdruck. Als sie sang, zitterte jedoch ihr Unterkiefer und ihre Höhen waren manchmal instabil, aber man kann erwarten, dass sie sich in Zukunft weiterentwickeln wird, weil sie mit einer guten Aussprache singt und während ihrer Auftritte eins mit ihrer Rolle war. Der Rosekavalier, Octavian, ebenfalls eine Titelrolle, wurde von der schwedischen Mezzosopranistin Emma Sventelius gesungen, die das perfekte Aussehen und die passende Stimme für Octavian hat. Sie hat sich so gut in der Hosenrolle eingefunden, dass ich manchmal vergessen habe, dass sie eine Frau ist. Ich freue mich darauf zu sehen, wie diese junge Mezzosopranistin eine weitere beliebte Hosenrolle, den Cherubino in der Oper „Figaros Hochzeit“ singt, die in dieser Saison im selben Theater aufgeführt wird. Es war auch eine Freude, die Stimme von dem koreanischen Tenor Jonghoon Yoo anzuhören, der im dritten Akt als Gastwirt auftrat.


Nach dem schönen Terzett des dritten Aktes begann sich die Bühne, die geschlossen war, zu öffnen und der Schnee fiel vom Himmel. Sophie und Octavian hatten einander in neuer Liebe gefunden und freuten sich über den Schnee. Doch beim bitteren Marschallin-Monolog im ersten Akt hörte das Publikum bereits von der Vergänglichkeit der Zeit und des Alters: "Ja, such’dir den Schnee vom vergangenen Jahr“. Und dann seht das Publikum, wie der Schnee auch auf die jungen 17 Jahre von Sophie und Octavian fällt. Welche Gefühle kamen wohl beim Anblick dieser letzten Szene beim Publikum auf? Diese zauberhafte Produktion läuft bis Ende Dezember.

Emma Sventelius (Octavian), Louise Keménny (Sophie) ⓒ Thilo Beu - Theater Bonn 2019



(Wenn du eine weitere Rezension von Jina lesen möchtest....)

https://brunch.co.kr/@jinaohmezzo/40


매거진의 이전글 Addio agli eroi
작품 선택
키워드 선택 0 / 3 0
댓글여부
afliean
브런치는 최신 브라우저에 최적화 되어있습니다. IE chrome safari